Die zunehmende Vernetzung von Produktionsanlagen, die Integration von Industrial Internet of Things (IIoT) Geräten und die Modernisierung von Operational Technology (OT) Systemen eröffnen neue Möglichkeiten für Effizienzsteigerungen und Innovationen. Gleichzeitig entstehen jedoch auch neue Angriffsvektoren für Cyberkriminelle. In diesem komplexen Umfeld haben sich Penetrationstests als unverzichtbares Instrument zur Gewährleistung der Sicherheit und Integrität industrieller Systeme etabliert.
Angriffe auf industrielle Systeme nehmen zu – mit realen Folgen
Industrielle IT- und OT-Systeme stehen zunehmend im Fokus gezielter Cyberangriffe. Laut dem “X-Force Threat Intelligence Index 2025” von IBM war die Fertigungsbranche erneut der weltweit am häufigsten betroffene Sektor – mit einem Anteil von 40 % aller registrierten Angriffe. Die Besonderheit im industriellen Umfeld: Ein erfolgreicher Angriff kann nicht nur Daten kompromittieren, sondern auch physische Prozesse beeinflussen.
Kritisch wird es insbesondere dann, wenn Cyberangriffe Auswirkungen auf Safety-relevante Funktionen haben. Werden z. B. Sicherheitssteuerungen, Not-Aus-Ketten oder geregelte Maschinenbewegungen manipuliert, besteht unmittelbare Gefahr für Mensch und Anlage. Hinzu kommen Risiken wie Produktionsausfall, Qualitätsprobleme oder Spionage. Die Folgen reichen von wirtschaftlichen Schäden bis hin zu Haftungsrisiken für Hersteller und Betreiber.
Regulatorischer Druck erfordert technische Prüfungen
Mit der neuen Maschinenverordnung, dem Cyber Resilience Act (CRA) und der Delegierten Verordnung zur Funkanlagenrichtlinie (RED DA) reagiert der Gesetzgeber auf diese Entwicklungen. Hersteller von Maschinen und vernetzten Geräten sind verpflichtet, Cyberrisiken zu bewerten und technische Schutzmaßnahmen umzusetzen – und deren Wirksamkeit nachzuweisen. Sicherheitsprüfungen wie Penetrationstests sind ein zentraler Bestandteil dieser Nachweisführung.
Auch einschlägige Normen wie IEC 62443, EN 18031 oder EN 50742 sehen explizit vor, dass Produkte und Systeme auf Schwachstellen getestet werden müssen – insbesondere dort, wo Risiken für Safety, Verfügbarkeit oder Vertraulichkeit bestehen.
Warum Penetrationstests in IIoT- und OT-Umgebungen unverzichtbar sind
Die Sicherheitsanforderungen an vernetzte industrielle Systeme steigen – nicht nur aufgrund regulatorischer Vorgaben, sondern auch, weil die technischen Abhängigkeiten zwischen IT, OT und IIoT zunehmen. Penetrationstests helfen, bestehende Schwächen gezielt aufzudecken, bevor sie zu einem echten Sicherheitsvorfall führen.
Sie leisten dabei einen konkreten Beitrag zur Absicherung kritischer Infrastrukturen, zur Risikominimierung und zur Stärkung der Produktverantwortung. Ob Industrieschaltanlage, vernetztes Gerät oder Embedded-Komponente: Tests unter realistischen Bedingungen zeigen, wie robust das Produkt gegenüber gezielten Angriffen tatsächlich ist.
Besonders wichtig ist dabei der Blick auf Fehler, die im Entwicklungsprozess übersehen oder in Validierungstests nicht erkannt wurden – etwa unzureichende Authentifizierungsmechanismen, fehlende Härtung oder unsichere Firmware-Kommunikation. Ein professionell durchgeführter Penetrationstest macht diese Schwächen transparent und liefert verwertbare Handlungsempfehlungen.
OT-Penetrationstests erfordern spezielles Know-how
Die Planung eines OT- oder IIoT-Penetrationstests erfordert die enge Abstimmung mit Entwicklung, Engineering, Produktmanagement und ggf. Safety-Teams. Ziel ist es, relevante Systeme zielgerichtet zu analysieren, ohne die Funktion sicherheitskritischer oder produktionsnaher Komponenten zu gefährden.
Entscheidend ist dabei eine klare Definition des Testumfangs (Scoping): Welche Komponenten sollen getestet werden? Welche Szenarien sind realistisch? Welche Schnittstellen sind besonders kritisch? Ebenso wichtig: Der Testzeitraum muss mit dem Produktteam abgestimmt werden, damit potenzielle Auswirkungen im Vorfeld technisch abgesichert sind – z. B. durch Tests in Labor- oder Referenzumgebungen.
Die Integration eines vereinfachten Bedrohungsmodells (Threat Modeling) als Teil des Scopings hilft dabei, Angriffspfade systematisch zu identifizieren und realistische Testziele zu definieren – nicht als pauschale „Blackbox“, sondern produktnah, fokussiert und nachvollziehbar.
Typischer Ablauf eines industriellen Penetrationstests
Penetrationstests im industriellen Umfeld unterscheiden sich grundlegend von klassischen IT-Tests. Ziel ist nicht primär das Aufzeigen von maximalem Schadenpotenzial, sondern das systematische Auffinden sicherheitsrelevanter Schwächen unter realistischen Bedingungen – insbesondere solcher, die im Entwicklungs- oder Testprozess nicht erkannt wurden. Der Fokus liegt dabei auf gezielten Labortests und einer strukturierten Ursachen- und Risikoanalyse.
Auswahlkriterien: Was qualifizierte Anbieter industrieller Penetrationstests auszeichnet
Die Qualität eines OT- oder IIoT-Penetrationstests steht und fällt mit dem Know-how des Testteams. Anders als bei klassischen IT-Pentests reicht technisches Toolwissen allein nicht aus. Entscheidend ist ein tiefes Verständnis industrieller Systeme, Entwicklungsprozesse und regulatorischer Anforderungen.
Ein qualifizierter Anbieter bringt folgende Kompetenzen mit:
- Erfahrung mit industriellen Steuerungen, Kommunikationsprotokollen und Sicherheitsarchitekturen – z. B. im Umgang mit SPSen, HMIs, Feldbus-Systemen, proprietären Protokollen oder sicherheitsgerichteter Steuerungstechnik.
- Kompetenz in Testdesign und Durchführung unter Laborbedingungen, um Schwachstellen gezielt und kontrolliert zu untersuchen – ohne Risiko für den laufenden Betrieb.
- Fähigkeit zur Root Cause Analysis, also zur strukturierten Untersuchung der Ursachen identifizierter Schwachstellen – etwa in Architektur, Implementierung oder Konfiguration.
- Verständnis für funktionale Sicherheit und Safety-relevante Anforderungen, um Wechselwirkungen zwischen Security und Safety korrekt einschätzen zu können.
- Erfahrung mit regulatorischen Anforderungen wie dem Cyber Resilience Act, der Maschinenverordnung, der Funkanlagenrichtlinie sowie den relevanten Normen wie IEC 62443, EN 18031 oder EN 50742.
Professionelle Anbieter liefern nicht nur eine Liste technischer Schwachstellen, sondern zeigen strukturiert auf, wo in Entwicklung oder Test Lücken bestehen – und wie sich diese künftig vermeiden lassen.
Best Practices: So holen Unternehmen das Optimum aus einem Pentest
Damit ein Penetrationstest im industriellen Umfeld mehr ist als ein punktueller Nachweis, sollte er in die Produktentwicklung, Qualitätssicherung und Sicherheitsstrategie eingebettet sein. Ziel ist nicht nur das Schließen einzelner Schwachstellen, sondern eine strukturelle Verbesserung der Produktsicherheit.
- Tests frühzeitig einplanen
Penetrationstests sollten nicht erst am Ende eines Projekts stattfinden. Besonders bei Neuentwicklungen oder grundlegenden Änderungen (z. B. neue Kommunikationsmodule, Remote-Schnittstellen, Cloud-Anbindung) empfiehlt sich ein Test vor der Inverkehrbringung – idealerweise parallel zur internen Verifikation, um unerkannte Schwächen gezielt aufzudecken. - Laborumgebungen nutzen
Für OT-Systeme empfiehlt sich eine kontrollierte Testumgebung mit realitätsnahen Komponenten – z. B. Labore mit typischen Steuerungen, IIoT-Gateways oder simulierten Maschinenabläufen. So lassen sich sicherheitsrelevante Schwächen identifizieren, ohne produktive Systeme zu gefährden. - Ergebnisse in Entwicklungsprozesse rückführen
Die Erkenntnisse aus dem Test sollten in Lessons Learned, Secure Coding Guidelines oder den Architekturentwurf einfließen. Besonders bei wiederkehrenden Schwachstellen lohnt sich die Ergänzung der internen Test- und Freigabeprozesse. - Risiken nachvollziehbar bewerten und priorisieren
Ein reines „Vulnerability Listing“ hilft nicht weiter. Die Testergebnisse müssen in Bezug auf Safety, Verfügbarkeit, Manipulationsmöglichkeiten und regulatorische Relevanz bewertet werden – und zwar so, dass sie für technische Entscheider und Management nachvollziehbar sind. - Kontinuität statt Einmalaktion
Auch wenn Ressourcen begrenzt sind: Penetrationstests sollten regelmäßig stattfinden – z. B. jährlich oder risikobasiert nach Produktgruppen. Mit wachsender Reife können Tests auch in interne Prüfvorgänge (z. B. Integrationstests) überführt oder als Vorlage für Zertifizierungen genutzt werden.
Fazit: Sicherheitstechnisch auf Nummer sicher gehen
In industriellen Umgebungen sind Penetrationstests weit mehr als ein reines Prüfverfahren – sie sind ein zentrales Instrument zur Qualitätssicherung sicherheitsrelevanter Systeme. Richtig eingesetzt, helfen sie nicht nur, Schwachstellen aufzudecken, sondern ermöglichen es auch, deren Ursachen zu verstehen und Entwicklungsprozesse gezielt zu verbessern.
Gerade im Kontext zunehmender Vernetzung, wachsender regulatorischer Anforderungen (z. B. CRA, Maschinenverordnung) und der kritischen Bedeutung von Safety-Funktionen kommt es auf einen strukturierten, risikobasierten und technisch fundierten Testansatz an. Wer OT- und IIoT-Systeme gezielt testet, schützt nicht nur Systeme und Daten – sondern sichert auch Betrieb, Reputation und Marktzugang.
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Secuvise ist auf Penetrationstests im industriellen Umfeld spezialisiert. Wir testen gezielt OT-Systeme, IIoT-Komponenten und vernetzte Maschinenfunktionen – unter Laborbedingungen, risikobasiert und mit Fokus auf nachhaltiger Verbesserung. Unsere Tester kombinieren tiefes technisches Verständnis mit regulatorischem Know-how und langjähriger Erfahrung aus Produktentwicklung, Prüfpraxis und Umsetzung von Normen (z. B. IEC 62443, EN 18031, CRA).
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